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STRESSARTEN: Welcher zerstört – und welcher mobilisiert

Stress – ein Wort, das längst zum Alltag gehört. Wir sagen oft: "Ich bin im Stress", ohne genauer hinzuschauen, welche Art von Stress uns eigentlich betrifft. Doch Stress hat viele Gesichter – und nicht alle sind harmlos.

1. Akuter Stress
Das ist die Reaktion auf eine konkrete Situation: ein Streit, eine Deadline, ein plötzliches Problem. Er ist kurzzeitig und wenn du gut anpassungsfähig bist, erholt sich der Körper schnell wieder. Solcher Stress kann sogar nützlich sein – er mobilisiert Ressourcen, hilft, sich zu fokussieren und präsent zu sein.

2. Episodischer akuter Stress
Wenn du dauerhaft im "Feuerwehrmodus" lebst – ein Problem jagt das nächste und Pausen gibt es kaum – dann ist das episodischer akuter Stress. Du funktionierst noch, aber an der Grenze deiner Kräfte. Konzentration lässt nach, Schlafprobleme tauchen auf, Gereiztheit nimmt zu.

3. Chronischer Stress – der stille Zerstörer
Hier hört der Spaß auf. Chronischer Stress ist nicht der "harte Tag", sondern das "harte Leben". Dauerhafter Druck, toxisches Umfeld, unerfüllte Bedürfnisse, innere Konflikte, ein Gefühl der Ausweglosigkeit. Der Körper gewöhnt sich an ein dauerhaft hohes Stressniveau – und du merkst irgendwann gar nicht mehr, dass du auf dem Zahnfleisch läufst.

Gerade chronischer Stress wirkt langsam, aber sicher zerstörerisch. Er fördert Autoimmunerkrankungen, hormonelle Dysbalancen, Depressionen, Schlaflosigkeit, Verdauungsprobleme, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Libidoverlust. Vor allem aber: Er löscht die Persönlichkeit. Der Mensch verliert sich selbst. Weiß nicht mehr, was ihm Freude macht, was er will. Es geht nur noch ums Funktionieren.

--> Was tun, wenn du unter chronischem Stress leidest?

- Erkenne es an. Nicht kleinreden, nicht "anderen geht's genauso", nicht "ich muss da durch". Chronischer Stress löst sich nicht von allein.

- Reduziere Stressoren, wo möglich. Manchmal bedeutet das einen Jobwechsel, den Kontaktabbruch zu toxischen Menschen, den Ausstieg aus belastenden Rollen.

- Gib dem Körper Erholung. Schlaf, Ernährung, Bewegung – das ist die Basis. Ohne sie greifen keine psychologischen Tools.

- Suche nach Halt. Es gibt innere und äußere Ressourcen.
     *Die inneren Ressourcen sind deine Werte, dein Glaube, deine Erfahrungen, die Eigenschaften, auf die du stolz bist. Finde in dir selbst das, worauf du dich verlassen kannst – zum Beispiel Willenskraft, Durchhaltevermögen, Kreativität, Klugheit, berufliche Kompetenzen, erworbene Fähigkeiten…
     * Äußere Ressourcen sind nicht nur Menschen, denen du vertraust und die dir Kraft geben, anstatt dich zu erschöpfen. Dazu gehören aber auch äußere Bedingungen: Orte, an denen du dich sicher und ruhig fühlst – dein Zuhause, die Natur, ein vertrautes Café oder deine persönliche Arbeitsecke. Ebenso gehören dazu gewohnte Abläufe, die dir Struktur geben und die Stabilität vermitteln: ein bestimmter Start in den Tag, ein Spaziergang, deine Art, dich abends zu sammeln, ein geordnetes Umfeld, zu dem du selbst im größten inneren Chaos zurückkehren kannst…

- Regelmäßige Retreats helfen. Eine bewusste Auszeit vom Alltag, Rückverbindung mit dir selbst, mit der Natur, deinem Körper, mit der Stille. Eine echte, tiefgehende Regeneration.

- Hol dir professionelle Unterstützung. Manchmal ist es hilfreich, mit jemandem zu sprechen, der die Situation von außen sehen kann, gezielte Fragen stellt, hilft, innere Knoten zu lösen. Das ist keine Schwäche – das ist ein Weg, wieder Klarheit und Kraft zu finden.

Chronischer Stress macht uns nicht stark. Er macht uns zu Schatten. Aber du kannst zu dir selbst zurückfinden. Vielleicht mit Rissen – aber ganz. Und genau darin liegt große Stärke.

© Copyright: Alice Grimm, psychologische Beraterin, Berlin, April 2025


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